Große Wanderung

Filmscript

Amalie Wissing   11.8.98

Inhaltsverzeichnis

Plot/Story

Kurzfassung

Gonzalo Martin ist Chilene, der einige Jahre als Lehrer auf Teneriffa gearbeitet hat und eine neue Stelle in einem Internat in Deutschland antritt.
Er arbeitet und lebt im Internat und betreut er eine Jungengruppe, zu der auch Ricardo Maling gehört.
Weder Gonzalo noch Ricardo wissen zu dem Zeitpunkt, daß Ricardo der Sohn von Cata ist. Caa war in Chile die wichtigste politische Mitstreiterin von Gonzalo und seinen Freunden. Cata hatte aber als Spitzel der Militärpolizei Familienangehörige und Freunde von Gonzalo Martin verraten. Bei einem Bombenattentat kmen sie ums Leben.
Im Internat beginnt zwei Tage nach Anreise der Schüler die traditionelle Große Wanderung die erste gemeinsame Reise der neuen und der alten Schüler. Gonzalo Martin fährt mit seiner Gruppe in die Alpen. Zu seinem Gepäck gehört ein Foto, von dem er sich bislang nie getrennt hat. Am zweiten Tag der Wanderung zieht ein Unwetter auf und Ricardo ist verschwunden...

Personen

In Santiago de Chile (1975) :
José Martin (Vater von Gonzalo und Eduardo)
Manuel Martin (Enkel von José, Sohn von Eduardo)
Eduardo Martin (Sohn von José, Arzt)
Gonzalo Martin (Sohn von José; Lehrer für Deutsch/Geschichte)
Marisol (Frau von Eduardo)
Ana (Freundin von Gonzalo)
Totó (Besitzer der Bar „ Sol y Sombra“)
Cata (ehemalige Freundin von Ana, Eduardo und Gonzalo, nach der Folter Spitzel der Militärpolizei)


In Deutschland (1998) :
Ines (ehemalige Freundin von José Martin)
Friederike Bootzen (Internatsleiterin)
Monika Maling (Frau von Otto; Schwester von Cata)
Otto Maling (Unternehmer)
Richi = Ricardo (Schüler, Sohn von Cata, adoptiert von Malings)
Gernot Jagitsch (Computerfachmann, Lehrer am Internat)
Dana Jäckle (Richis Lehrerin für Kunsterziehung)
Flo (Mitschülerin und Freundin von Richi)
Checker ( Sanitäter)
Zecke (Zimmergenosse von Richi)
Gonzalo Martin (Lehrer und Mentor von Richi)
Cata (Mutter von Richi)
Reisender
Kellner
Hüttenwirt
Einsatzleiter Bergwacht
Hubschrauberpilot
Passagier
Nachtschwester
Stefan (Dana Jäckles Bruder)
Taxifahrer
Krankenschwester

Script

Dialoge und Szenenfolge (1-75)

1. Teneriffa. Später Nachmittag.
Gonzalos Wohnung.
Gonzalo und Ines.

Ines: Geht dieses Foto wieder mit auf die Reise? (Sie kommt ins Zimmer, in dem Gonzalo telefoniert)

Gonzalo: Am 23. Übermorgen. Genau. Wie besprochen. Nein, nein. Kein Problem. Ich reise mit kleinem Gepäck. Fotos, Zahnbürste, Paß. Bis Montag also. Ja, danke. Auf Wiederhören, Frau Bootzen.

Ines: Die Schule zahlt doch die Hälfte des Umzugs. Warum nimmst du nicht mehr mit?

Gonzalo: Warum sollte ich? Was ich kann, ist in diesem Charakterkopf gespeichert. Geht durch jede Kontrolle. Zahlst du etwa gerne für Übergewicht?

Ines: Bald bin ich soweit, daß ich das hier teuer bezahlen muß, wenn ich weiter so unkontrolliert esse... Eine Nacht noch, dann bist´e fort von der Insel. Fällt´s dir schwer?

Gonzalo: Dir die Wohnung zu überlassen? Sicher nicht. Fällt einer von uns in ein Loch fällt?

Ines: In ein Loch? Gonzalo! Wir doch nicht. Dem Wetterbericht nach kannst du schon bald durch riesige Pfützen waten!

Gonzalo: Bin ich grosses Frosch, ene mene muh! Komm, wir gehen zu Antonio! Seine Seezunge soll uns ade sagen.

Ines: Und dein Motorrad...?

Gonzalo: Ines! Zu Fuß...















2 Teneriffa. Nacht
Heimweg durch den Park ins Haus
Gonzalo und Ines, eine Gruppe junger Leute mit Ghettoblaster

Gonzalo: Du und mein alter Herr?! Ich kann´s einfach nicht glauben!

Ines: Hat ein Mann sich nach 25 Jahren ehelichster Treue eine Affäre nicht wirklich hart erarbeitet?

Junge Leute mit Ghettoblaster, Musik „Männer sind Schweine...“

Gonzalo: Kapier ich einfach nicht! Singt laut ... nur nicht der meine...

Ines: Gonzalo, was regt dich daran so auf? Nach dem chinesischen Horoskop nehmen es Schweine nicht so genau mit mein und dein. Aber tröste dich, sie sollen von allem eine Ahnung haben!

Gonzalo: Ahnung gleich Warnung.

Ines: Würde es dich stören?

Gonzalo: Warum übernehmt ihr nicht endlich diesen gottverdammten Laden, wenn ihr so klug seid?

Ines: Vielleicht deswegen?

Gonzalo: Wenn es drauf ankommt, laßt ihr uns hängen!

Ines: Mister, ich rede mit dir und du mit denen da draußen!

Gonzalo: Ich weiß, ich weiß. Your story is your castle!

Ines: Wenn dir dein Kastel zu eng wird, erfinde dir halt eine neue Story!

Gonzalo: Ines, reservier mir einen Gartenstuhl in deinem Park! Hier könnte ich sterben.











3. Internat. Nachmittag.
Eingangsbereich
Gonzalo.

Kommt mit dem Motorrad an, stellt es ab und schlendert durchs Gelände.

Seine Stimme.

Internat. Spukschloß. Was willst´e denn? Sieht doch gar nicht so übel aus. Das bißchen Putz! Na und? Schöner Park. Ich im Internat. Ein bißchen spät geworden, Alter. Könnte glatt als Seniorenwohnheim durchgehen.
Und die Wand da? Bild fragt vor Ort: Sprüher im Seniorenheim dingfest gemacht! Rasten jetzt unsere Alten aus?
Alle Achtung! Klagemauer inklusive. Was soll denn das heißen?
Koch gekidnapped. Danke. Sauklaue. Antonio, Antonio...
Kein Absturz ohne!
Zweifelsohne eine Geheimsprache ...

(Springt über Zaun in feuchte Wiese, steckt im Matsch fest)

Gonzalo: Scheiße!

























4. Internat. Nachmittag.
Eingangsflur.
Gonzalo. Frau Bootzen.


Gonzalo kommt mit bloßen Füßen, dreckigen Schuhen den Flur entlang.

Bootzen: Suchen Sie jemanden?

Gonzalo: Kann ich mir irgendwo die Füße waschen?

Bootzen: Gleich da draußen. Bei den Pferdeställen. Neben der Regentonne ist der Wasserhahn.

Gonzalo: Und, Frau Bootzen? Wo finde ich die?

Frau Bootzen: Am Ende des Ganges. Links.

Gonzalo: Danke.

Gonzalo geht nach draußen.

























5. Internat. Nachmittag.
Arbeitszimmer von Frau Bootzen.
Bootzen

Bootzen ruft die Sekretärin an.

Bootzen: Die Akte Martin bitte. Ja. Der neue Kollege ist da.(legt auf)
Er wäscht sich nur noch die Füße.






































6. Internat. Nachmittag
Weg durch den Park zur Wohnung von Martin.
Martin und Bootzen.


Bootzen: Unser Feuchtbiotop haben sie ja schon erkundet. Einer ihrer Schüler, Ricardo, 16, 10. Klasse, leitet... (Düsenjäger überfliegt das Gelände) das Projekt.
Hängt auch damit zusammen. Er hat sich in den Kopf gesetzt, den ersten Preis bei „Jugend forscht“ zu machen.

Martin: Was meinen sie, würden solche Vorhaben in Kriegsgebiete verlegt vom Kinderschutzbund boykottiert?

Bootzen: Es liegt an ihnen, wie sie mit dieser Frage umgehen. Reicht ihnen ein Ja oder sagt ihnen das Nein vielleicht mehr zu?

Martin: Sie geben ihre Unterstützung?

Bootzen: Ich bin sicher, daß sie den richtigen Weg finden. Das dort ist übrigens ihre Wohnung. Wir haben das Notwendigste gerichtet. Ich hoffe, es gefällt ihnen.


























7. Internat. Später Nachmittag.
Martins Wohnung.
Martin und Bootzen.


Martin: Ein Fenster zur Sonne. Was will ich mehr?

Bootzen: Das sagen sie.

Martin: Und sie sagten, die Schüler reisen morgen an?

Bootzen: So ist es. Und in drei Tagen geht´s ab auf Große Wanderung. Vielleicht sollten sie sich noch mit Frau Jäckle kurzschließen.

Martin: Frau Jäckle?

Bootzen: Kollegin für Kunsterziehung und Mathematik. Sie und Frau Jäckle fahren mit der Gruppe in die Alpen. (schaut auf die Uhr) Ich muß los. Schauen sie in ihre Info-mappe. Steht alles drin. Viel Glück bei uns!



























8. Internat. Früher Morgen.
Abreise. Zimmer von Ricardo und Zecke. Chaos. Laute Musik.
Martin, Ricardo, Flo, Zecke, Jäckle

Jäckle: Flo, kannst du mir erklären, was du heute morgen hier zu suchen hast?

Flo: Sehen sie doch. Die Brille von Richi. Ohne Brille kann er die Reise vergessen. Sie können ja suchen helfen.

Zecke: Gestern Abend lag sie noch hier auf dem Tisch. Zwischen den Zeitungen, glaube ich.

Flo: Da ist sie auch nicht mehr. Ich hab schon überall nachgeschaut. Scheiße! Was machen wir jetzt?

Jäckle: Vor allem nicht fluchen!

Martin: Verdammte Scheiße! Habt ihr vergessen, daß mir diese Phonzahlen gewaltig auf die Eier gehen?
Was ist denn hier los?

Jäckle: Guten Morgen, Herr Kollege.

Richi: Sie suchen meine Brille.

Martin: Habt ihr schon im Müll nachgeschaut?

Richi: O nein, bitte nicht im Müll!

Jäckle: Warum nicht?

Zecke: Weil uns heute nacht die Spacks angebrannt sind.

Flo: Au weia. Das kann ja heiter werden. Zecke, gehst du?

Martin: Wohin?










Zecke: In den Müllcontainer. Zu den Spacks.
9. Internat. Früher Morgen.
Abreisetag. Vor dem Müllcontainer.
Zecke und Jagitsch.

Zecke (im Container): ... Scheißbrille... Scheißdreck! Mir stinkt´s gewaltig!...

Jagitsch: Brauchst du Hilfe?

Zecke: Nur keine Hemmungen! Wollen sie auch in Spaks surfen?
Halt. Nein. Ja, ich hab sie! Hier, nehmen sie mal, sonst geht das Ding doch noch kaputt.

Jagitsch: Wie siehst du denn aus?

Zecke (klettert aus dem Container): Wie der mit der Arschkarte.. 327 Folge der Serie „Richi verliert seine Brille“...
Gehen sie nicht auf große Wanderung?

Jagitsch: Ich muß das Computerprogramm für euch vorbereiten.

Zecke: Ich dachte, das sei längst fertig.

Jagitsch: War´s auch.

Zecke: Virus?

Jagitsch: Sawdust.

Zecke: Riecht gut?
.
Jagitsch: Zersägt alles! Ritsche-ratsche, ritsche-ratsche...

Zecke: Nicht schlecht. Ich hatte mal eins das...
(beide ziehen fachsimpelnd ab)












10. Hinreise. Tag.
Im Zug.
Flo. Richi. Zecke.

Zecke: Ob der auch versucht, die Jacke anzubaggern?

Flo: Hey, Guck mal da draußen! ...Was ist denn an der schon toll? Die ist doch viel zu alt für den.

Zecke: Mußt du gerade sagen!

Richi: Ich hab die mal in Hamburg gesehen. `ne echte Schnitte! Total coole Klamotten...

Zecke: Und dann hat sie dir die Brille aufgesetzt ....

Flo: Halt´s Maul, Zecke.

Zecke: Okay, okay. Das nächste Mal wühlst du im Müll. Aus Liebe.

Flo: Ha ha! Gab´s da unten übrigens kein Duschgel?

Zecke: Wieso Duschgel? Danach hab ich doch gar nicht gesucht.

Flo: Schade.

Richi: Hast du deine Eltern schon gefragt wegen Weihnachten?

Flo: Sie erlauben es mir nicht. Meine Mutter wegen Familienfest und so. Und meinem Vater ist Chile zu weit. Zu weit weg, mein ich. Er will das nicht.

Richi: Ich könnte ihm einen Brief schreiben.

Zecke: Ich glaub, der Panther kommt auch aus Chile.

Flo: Na und?











11. Hinreise. Später Nachmittag.
Im Zug. Schüler sind müde.
Martin und Jäckle.

Jäckle (kramt in ihren Taschen): Doch. Einmal. Letztes Jahr. Bänderriß. Mußten wir ins Krankenhaus bringen. Ach, es wird schon schiefgehen. Außerdem ist Checker dabei.. Hat seine Sani-Prüfung mit eins gemacht! Wollen sie auch einen Saft?

Martin: Saft? Nein, nein. Wirklich nicht.

Jäckle: Kakao?

Martin: Keinen Saft. Keine Milch. Keinen Kakao. Keinen Spinat.

Jäckle: Haben sie Familie in Deutschland?

Martin: Wollen sie bei der den Kakao loswerden?

Jäckle: Hm. Tja...

Martin: Was wollen sie? Saft oder Kakao?

Jäckle: Den Saft, bitte

Martin: Na also. Wie wär´s damit?. (schmeißt den Kakao zum Fenster heraus)

Jäckle: Finden sie das okay?

Martin: Ich kann den Zug anhalten und ihnen das Zeug holen.

Jäckle: Spielen sie Schach?















12. Hinreise. Später Nachmittag.
Zug. Vor dem Abteil von Jäckle und Martin.
Martin und Flo.

Martin flüchtet entnervt aus dem Abteil

Flo: Is was?

Martin: Spielst du Schach?

Flo: Ich? Wieso?

Martin: Ach, vergiß es! War nur so´ne Frage.

Beide gehen in entgegengesetzte Richtung

Flo: Der Typ spinnt total!

Martin: Au Mann, geh´n die mir auf den Keks!



























13. Hinreise. Später Nachmittag.
Zug. Bistro.
Martin und Kellner.

Zug fährt in den Ankunftsbahnhof ein. Kellner gießt ihm gerade sein Bier ein.

Martin: Scheiße! (zahlt mit Schein)

Kellner: Und der Rest?

Martin: Mach ´ne Bergtour!

Martin erkämpft sich den Weg zum nächsten Ausgang

































14. Hinreise. Später Nachmittag.
Ankunftsbahnhof. Bahnsteig.
Martin. Jäckle. Flo. Richi. Zecke. Reisender.

Gruppe steigt aus. Martin hechtet den Zug entlang

Flo: Da kommt der Spinner.

Zecke: Jetzt bin ich gespannt!

Martin (vor einem Abteilfenster): Könnten sie mir meine Tasche geben?

Reisender: Ihre Tasche? Wie soll die denn aussehen?

Martin: Wie ´ne Tasche halt aussieht. Schwarz.

Reisender: Hier sind zwei Taschen. Material?

Martin: Leder. Au Mann!

Flo, Zecke und Richi bleiben bei Martin stehen

Flo: Schwierigkeiten?

Zecke zeigt über die Schulter. Jäckle kommt mit Martins Tasche.

Richi: Keep cool, man!

Reisender (aus dem abfahrenden Zug): Sehen sie? Warum hätte ich ihnen trauen sollen? Ich habe sie ja noch nie vorher gesehen!

Jäckle: Schwierigkeiten?

Martin (nimmt ihr die Tasche ab): Wie wär´s damit?












15. Alpen. Später Abend.
Berghütte. Geräusche und Gesprächsfetzen durch offene Fenster.
Vor der Hütte.
Martin und Zecke. Jäckle und Stimmen von Innen.

Martin kommt aus der Hütte. Zecke sitzt draußen und raucht.

In der Hütte
1. Stimme: Geil!
2. Stimme: Und das?
3. Stimme: Finger weg vom Träger!

Zecke: Toller Himmel, was?

In der Hütte
2. Stimme: Wohin mit dem Zeug?

Zecke: Wollen sie auch eine?
Martin: Ne, ne. Danke.

In der Hütte
1. Stimme: Achtung! Die Jacke!

Zecke: Bißchen viel, was?
Martin: Per aspera ad astra!
Zecke: Ich hab Französisch.
Martin: C´est la vie.

In der Hütte
Jäckle: In einer halben Stunde ist hier Schicht im Schacht!
3. Stimme: Frühstück um acht oder halb neun?

Zecke: Immer das gleiche Spiel
Martin: Du meinst da drinnen?
Zecke: Auch. Gute Nacht.
Martin: Nimm´s leicht!










16. Alpen. Morgen.
Vor der Hütte. Aufbruch zur Wanderung.
Martin. Jäckle. Richi.

Jäckle (in Wanderoutfit): Auf geht´s! Wo bleibt denn Flo wieder?

Richi: Die is noch auf´m Klo.

Martin kommt an.

Jäckle: Schon fertig, Herr Kollege?

Martin: Sind ihnen die Shorts zu lang?

Flo (geht zu Jäckle): Frau Jäckle, ich hab meine Tampons vergessen. Was soll ich denn jetzt machen? Von den anderen Mädchen hat niemand welche dabei. Könnten sie mir vielleicht....

Jäckle: Komm .... In fünf Minuten brechen wir auf!

Richi (zu Martin): Kennen sie sich aus in den Bergen?

Martin: Erklär mir einer, warum ihr der Großglockner sagt!

Richi: Da! Ein Milvus migrans. Schwarzmilan. Hält sich gerne in der Nähe von Gewässern auf.

Martin: Na dann gehört er doch zur Familie!

Richi: Ich bin Vegetarier und bei uns stiehlt keiner...

Flo (kommt zurück): Komm Richi!.














17. Alpen. Bergsee. Vormittag.
Weg zum Ufer. Gruppe ist zum Teil genervt und will Rast machen.
Jäckle. Flo. 1.Schüler. 2. Schüler. Checker. Martin.

1. Schüler: Meine Füße! Kein Schritt mehr ohne meinen Anwalt!

Jäckle: Ist das nicht schön hier?

2. Schüler: Los, wir schlagen uns da in die Büsche. Hast du das Bier dabei?

Jäckle: Alles okay, Flo?

Floh: Ja, ja. Geht schon.

Checker: Pflaster, Sonnenschutz, Kondome!

Jäckle: Da drüben wirst du gebraucht!

Checker: Nix für sie dabei im Sortiment?

Jäckle sieht, wie Martin sich die Klamotten auszieht und ins Wasser springt.

Jäckle: Das darf doch nicht wahr sein!

Checker: ´ne kleine Runde schwimmen tut immer gut. Macht Appetit.





















18. Alpen. Bergsee. Vormittag.
Martin schwimmt. Taucht. Schaut. Genießt.












































19. Alpen. Bergsee. Mittag.
Ufer.
Martin. Checker.

Martin trocknet in der Sonne.

Checker: Nun! Ich will sie ja nicht stören, aber Frau Jäckle schickt mich.. Wir wollen los...

Martin (wacht auf): Los? Wo denn? Was denn? Ich bin doch schon da! Wer is´n das?

Checker: Gestatten! Checker! Sani vom Dienst!

Martin: Laß den Scheiß! Sonst kann´ste rüberschwimmen.

Sani: Um die Wette?

Martin: Um die Wette!




























20. Alpen. Berghütte. Später Abend.
Vor der Hütte. Ruhe.
Jäckle und Martin.

Martin kommt mit einem Glas und Flasche Wein aus der Hütte

Martin: Was machen sie denn hier?

Jäckle: Beachtliche Leistung, heute. Die Schüler sind beeindruckt.

Martin (entkorkt den Wein): Sie auch?

Jäckle (probiert): Sehr.. zum Wohl, Herr Kollege.

Martin: Gonzalo und sie?

Jäckle: Dana.

Martin: Kunst und Mathematik!

Jäckle: Ein Trugbild, nichts weiter.

Martin: Und wo verstecken sie sich?

Jäckle: Da, wo sie mich suchen. Gute Nacht, Gonzalo.





















21. Alpen. Berghütte. Nacht.
Zimmer von Richi.
Richi und Flo.


Flo: Laß mich doch mal in Ruhe anschauen!

Richi: Gib her!

Flo: Warum sagst du mir nicht, wer die Leute sind? Ich dachte, wir sind Freunde!

Richi: Is meine Sache.

Flo: Und warum bist so komisch? Hast ja fast geheult!

Richi: Heulst du nie?

Flo: Schon. Aber nicht wegen eines Fotos. Wenn du mich liebst, mußt du es mir sagen!

Richi: Laß mich in Ruhe!

Geräusche auf dem Flur. Flo rettet sich aus dem Fenster.

Richi: Das Foto!

Flo (wirft ihm das Foto zu) : Morgen erzählst du mir alles, o.k.?

Tür geht auf.


















22. Alpen. Berghütte. Nacht.
Richis Zimmer.
Martin.

Martin kommt herein.

Richi stellt sich schlafend.

Martin will zum offenen Fenster. Sieht das Foto auf dem Boden. Hebt es auf.

Martin: Hier klaut also keiner!? Spione seid ihr!!

Martin geht mit dem Foto.

































23. Alpen. Berghütte. Nacht.
Martins Zimmer.
Martin.

Martin will das Foto in seine Brieftasche tun.

Martin: Ich bin doch nicht besoffen!?

Zwei identische Fotos.

Martin: Um Himmels Willen! Nein!!!!

Martin wie vom Blitz getroffen.

































24. Chile 1975. Später Nachmittag.
Santiago de Chile.
Straße vor dem Café Sol y Sombra
Gonzalo, Eduardo, Manuel, Toto, Ana, Cata

Gonzalo auf dem Weg zum Café.
Eduardo und Toto stehen vor dem Café.
Auf gegenüber liegender Seite erkennt Gonzalo Cata.
Blickwechsel.
Im Blickfeld von beiden dunkles Fahrzeug.
Ana und Manuel erreichen das Café

Gonzalo (verzweifelt): Manuel!!!!

Manuel (winkt ihm fröhlich zu): Gonzalo!

Explosion vor dem Café.


Vorschlag:
Erst Straßengeräusche. Sobald Gonzalo Cata erkennt, tonlose Bildsequenz, bis auf die beiden Stimmen. Stolpernd-holprige Zeitlupe für die Bilder vor dem Café.
Autosequenz zum Schluß in Zeitraffer. Bei Explosion bleibt Bild stehen.























25. Alpen. Berghütte. Nacht.
Martins Zimmer.
Martin und Zecke.

Martin Tränen überströmt. Es klopft leise. Er hört nichts. Zecke wagt sich herein.

Zecke: Ich wollte nur fragen...?

Martin: Is was?

Zecke: Mir war schlecht und ...

Martin: Mir geht´s blendend! Siehste ja...

Zecke: Ein Mal hat mein Vater geheult. Blinddarm.

Martin: Schön für deinen Alten!

Zecke: Die Fahrt mit Blaulicht vielleicht. Hatte er sich als Kind immer gewünscht. Aber er hat vergessen...

Martin: Vergessen? Was?

Zecke: Es hat vergessen, die Rückfahrt zu buchen

Martin: Scheiße, Kleiner, tut mir leid.

Zecke: Alle hier sagen Zecke zu mir.

Martin: O.k. Kumpel, ich meine Zecke. Hau ab. Geh schlafen.
















26. Alpen. Berghütte. Nacht.
Flur vor Martins Zimmer
Zecke im Flur. Martin in seinem Zimmer.

Zecke hat die Tür noch nicht ganz geschlossen.


Zecke: Übrigens, morgen wollten Richi und ich mit ein paar anderen ..

Martin: Ja?

Zecke: Soll ich...


Zecke schließt die Tür und geht den Flur entlang.































27. Alpen. Berghütte. Früher Morgen.
Frühstücksraum.
Flo. Richi. Zecke.



Zecke: Wo der nur bleibt! War total fertig gestern Abend.

Flo: Hat wahrscheinlich Muskelkater!

Zecke: Flo kennt sich aus bei Männern!

Flo: Du wärst wohl gerne einer!

Richi: Und das Foto?

Zecke: Von dir, Flo?

Flo: Halt die Fresse! Wieso?

Richi: Is nich da!

Flo: Hab ich doch noch reingeworfen. Durch´s Fenster, mein ich.

Richi: Dann hat er es einkassiert!

Flo: Wer?

Richi: Martin. Als er im Zimmer war!

Zecke: Der und scharf auf ein Bild von Flo!?

Flo: Verpiß dich endlich! Frag ihn doch. Da kommt er ja!

Richi: Ne. Ich kann nich.

Flo: Dann mache ich es!









28. Alpen. Berghütte. Früher Morgen.
Frühstücksraum.
Jäckle. Martin. Flo.

Martin, übernächtigt. Nur bei Jäckle am Tisch ein freier Platz.


Martin: Ist das Kaffee oder Tee?

Jäckle: Die Frage des Tages... Guten Morgen, Gonzalo. Es betrübt mich, sie in schlechter Verfassung zu sehen.

Martin: Guten Morgen?...Dana?...ja, ja, sie haben schon recht, ich sehe heute.. ein bißchen ..reichlich ..wild aus.

Jäckle: Einige Schüler wollen heute zum Bogenschießen. Wollen sie sie begleiten?

Martin: Begleiten?

Jäckle: Auch ein verdammt guter Schütze muß nicht immer ins Schwarze treffen...

Flo: Entschuldigung, Herr Martin, kann ich sie kurz sprechen?

Jäckle: Komm, setz dich. Bis heute abend dann! Wir sehen uns!






















29. Alpen. Berghütte. Früher Morgen.
Frühstücksraum.
Martin und Flo.

Flo will sich an den Tisch zu Martin setzten


Martin: Nene, komm, laß das. Ich muß hier raus.

Flo folgt ihm verdutzt.




































30. Alpen. Berghütte. Früher Morgen.
Vor der Hütte.
Martin und Flo.


Flo: Ich weiß es nicht! Wirklich nicht! Das war so, ich bin in sein Zimmer gegangen, sollte ich eigentlich nicht, aber, na ja, er hat gerade das Foto angeschaut und fast geheult.

Martin: Geheult?

Flo: Ja. Und als ich ihm das Foto weggenommen habe, weil ich wissen wollte, was da drauf ist, ich meine, warum er weint, da haben wir uns gestritten und dann sind sie gekommen und , tja, so war´s. Und sonst haben wir nichts gemacht. Ich schwöre es !

Martin: Holst du immer die Kohlen aus dem Feuer?

Flo: Nein. Aber wir lieben uns. Und deswegen, ich meine, er muß mir sagen, was mit dem Foto los ist.

Martin: Warte! Ich bin gleich zurück


























31. Alpen. Berghütte. Früher Morgen.
Vor der Hütte.
Martin und Flo.

Teil der Schüler geht schon. Flo wartet ungeduldig auf Martin, der mit beiden Fotos ankommt.


Flo: Da sind sie ja endlich!

Martin: Und du glaubst nicht, daß er sich das Foto bei mir abholen sollte?

Flo: Wieso denn? Ich hab ihnen doch alles gesagt!

Martin: War es das? Oder...

Flo: Ja, genau. ... Kann ich jetzt gehen?

Martin: Eine Frage noch..

Flo: Ob sie es für sich behalten!? Die Jacke, ich meine Frau Jäckle, macht sonst wieder Stress.

Martin: Kommt ihr mit zum Bogenschießen?

Flo: Ja. Und danke. Echt cool!




















32. Alpen. Bogenschießplatz. Vormittag
Wettschießen.
Martin. Richi. Flo. Zecke. Andere

Eine Gruppe macht Wettschießen. Die anderen üben.


Martin: Versuch´s noch mal.! Den Fuß so! Ellenbogen und Schulter eine Linie! Auf geht´s! Und Schuß!

Plötzlich Bilder in Martins Kopf.



































33. Bilder aus Chile II. Sonniger Tag.
Bucht am Strand. Martin, Manuel, Ana und Cata machen Schießübungen. Manuel mit Kinderbogen. Sein Lachen.

Catas (korrigiert die Haltung von Manuel): Ché! Ponte derecheo! ...Tira!

Der kleine Manuel schießt. Pfeil geht hoch in den blauen Himmel.

Catas Stimme: Muy bien! Manana serás campeón!





































34. Alpen. Bogenschießplatz. Vormittag.
Martin geistesabwesend.
Richi. Zecke

Richi und Flo kommen angeschlendert


Zecke: Na endlich! Macht ihr mit?

Richi: Und der Sieger?

Zecke: Überraschung!


































35. Alpen. Bogenschießplatz. Vormittag.
Wettschießen.
Richi. Martin. Zecke.

Richi ist Sieger beim Gruppenschießen.


Zecke: Und nun zur Siegerehrung! Es ist uns eine besondere Ehre, Richi, dir hoffentlich auch, daß der beste Schütze dieser Stufe, Richi, genannt der Silberpfeil aus Atacama, gegen unseren Neuimport, den Panther aus Teneriffa, antritt.

Gewühl um Richi und Martin.

Zecke: Jeder hat drei Schuß! Bei Gleichstand wird verlängert.

Martin: Manana serás campeón!

Vorschlag:
Richi schießt. Zweiter Ring.
Martin schießt. Zweiter Ring. Genau gegenüber
Richi. Schwarz. Randbereich oben.
Martin. Schwarz. Randbereich unten
Richi. Schwarz. Mitte
Martin. Schießt in die Luft. Bogen verschwindet im Himmel

Zecke: Alle Achtung!

Martin: Guter Lehrmeister!

Richi: Meine Mutter!

Martin: Cata!?

Richi rennt weg












36. Alpen. Wettschießen. Mittag.
Picknick.
Flo und Richi.


Richi: Sie war schuld an ihrem Tod!! Kapierst du das nicht!?

Flo: Vielleicht war es ja ein Autounfall. Du hast doch gesagt, daß sie eine Operation hatte!

Richi: Ich wollte sie fragen, aber ihre Augen wurden so seltsam.

Flo: Ist doch klar! Es waren schließlich ihre Freunde!

Richi: Aber warum hat sie mir dann das Foto gegeben?

Flo: Schmeiß es doch weg!

Flo will ihm das Foto geben. Eine plötzliche Sturmböe weht es fort. Prasselnder Regen. In der Ferne Donnergrollen.

Flo: Richi, komm! Hilf mir!
























37. Alpen. Heimweg zur Berghütte. Mittag.
Gewitterhimmel. Regen.
Martin und Gruppe.

Alle im Laufschritt


Martin: Los, los! Keine Müdigkeit vortäuschen! Wer zuerst ankommt, schläft morgen aus!





































38. Alpen. Berghütte. Nachmittag.
Gewitter steht über der Hütte.
In der Hütte.
Martin. Flo.


Flo: Haben sie Richi irgendwo gesehen?

Martin: Nein. Wieso? Ist er nicht in seinem Zimmer?

Flo: Nee!. Unter der Dusche nicht und im Speiseraum auch nicht!

Martin: Scheiße! Komm, du fragst da und...

Beide rennen in entgegengesetzte Richtung los

Martin: Habt ihr Richi gesehen? Richi da?

Flo: Ist Richi bei euch? Richi!!



























39. Alpen. Berghütte. Nachmittag.
Gewittersturm.
Speiseraum. Versammlung von allen.
Martin. Flo. Schüler.

Nervosität. Martin versucht vergeblich, das Telefon zu benutzen.


Martin: Ruhe. Verdammt noch mal! Hat einer von euch ein Handy?

Schüler mit Handy feixt und will sich nicht melden.

Flo: Bist du ein Arschloch!

Schüler: Is ja schon gut!

Martin: Her damit!





























40. Alpen. Berghütte. Nachmittag.
Speiseraum. Gewitter
Versammlung.
Martin

Angespannte Ruhe. Martins Stimme unterbrochen vom Donner.


Martin: Martin hier. Frau Bootzen bitte. Dringend. Wir haben hier folgende Situation: Richi ist nicht da. Möglicherweise ist er auf dem Bogenschießplatz geblieben. Ein Gewitter ...



































41. Schule. Nachmittag.
Zimmer von Bootzen.
Bootzen.

Bootzen telefoniert mit der Firma Maling. Vater von Richi.


Bootzen: ...im Augenblick nicht zu erreichen? Es ist dringend. Ja bitte. Hallo Herr Maling Nein. Richi ist nichts passiert. Aber Herr Martin... genau ... vermißt ihn im Augenblick. Die Gruppe hat heute früh einen Ausflug gemacht und...




































42. Firma Maling. Nachmittag.
Telefon im Werksgelände
Otto Maling.

Maling telefoniert mit Bootzen.


Maling: Hört sich nicht gut an! Ich werde meine Frau verständigen. Sie haben unsere Privatnummer? Gut. Einen Augenblick bitte... (klickt die Sekretärin an) verbinden sie mich mit dem Met-Office. Flughafen!... (zu Bootzen) ich will wissen, was da los ist....ja, die Bergwacht übernehmen wir... Ich melde mich. Danke für den Anruf!

Telefon klingelt

Maling: Ja? Maling hier. Dringend. Ich brauche das Wetter im Bereich der nördlichen ...































43. Alpen. Berghütte. Nachmittag.
Speiseraum. Schweres Gewitter.
Versammlung.
Martin. Checker.


Martin: Also strikte Anweisung. Keiner verläßt die Hütte.
(auf dem Weg hinaus) ..Kein Grund zur Panik, aber auch kein Anlaß für ´ne Fete. Na denn... (wirft Checker das Handy zu)... wie deinen Augapfel!!

Checker: Geht klar, Chef!



































44. Wohnung von Maling. Später Nachmittag.
Monika Maling telefoniert mit ihrer Schwester Cata.
Monika Maling. Stimme von Cata.


Monika Maling: Nein, Cata. Noch keine Nachricht...nicht abzusehen, wann es sich bessert. Es muß eine Katastrophe sein! Eine Sintflut!

Cata: Sind Leute unterwegs, die ihn suchen?

Monika Maling: Ja, Schwesterherz. Martin. Sein Lehrer. Und die Bergwacht.

Cata: Martin?

Monika Maling: Deutsch und Geschichte. Der Stimme nach könnte er Chilene sein.

Cata: Gonzalo Martin!?

(Eingeblendet Blick von Gonzalo zu Cata vor der Explosion)

Monika Maling: Was ist los? Hallo! Cata! Hallooo..

Leitung ist unterbrochen.

Monika Maling: Wenn er bloß die Brille nicht verliert!!!!.





















45. Almhütte. Später Nachmittag.
Angenehmer Raum.
Jäckle und ihre Truppe. Hüttenwirt.

Jäckle unruhig am Fenster.


Hüttenwirt: Da geh´ns besser nich mehr raus! So wie des ausschaut!

Jäckle: Wie lange wird das dauern?

Hüttenwirt: Morgen früh kann´s werden...wenn´s Glück haben! Sonst lerne die halt, wie man an anständigen Kas macht...

Jäckle: Ein Handy gibt´s hier nicht zufällig?

Hüttenwirt (holt 2 Handys raus): Familie oder Lottozahlen?

Jäckle nimmt eins und wählt.

Jäckle: Frau Bootzen bitte...

























46. Alpen. Weg zum Bogenschießplatz. Später Nachmittag.
Unwetter.
Martin.

Das Unwetter tobt. Martin kämpft sich durch. Bäume fallen um. Der Weg wird teilweise weggespült.








































47. Bilder aus Chile III

Wohnung der Martins. Spärlich möbliert. Edle Armut.
Leere Bücherregale. Gonzalo und Anna im Gespräch. Aus der Küche Geräusche. Dort hantieren Großvater und Enkel.
José Martin. Sein Neffe Manuel. Gonzalo Martin. Ana Andrade.


Ana: Cata ist zurück!.

Gonzalo: Weiß Eduardo bescheid?

Ana: Hab ihn angerufen. Operiert noch.

Gonzalo: Und Marisol!? Ich habe sie nicht erreicht!

Ana: Ob Cata ...?

Manuel kommt lachend aus der Küche:

Manuel: Großvater sagt, wir essen heute Shakespeare. Seine gesammelten Werke!

José: Komm, Kleiner. Sonst stellen sie uns wieder den Strom ab, bevor die Kartoffeln gar sind..

Ana: Ich fahr noch mal ins Sol y Sombra. Eduardo kommt auch. Und du?

Manuel: Ich will auch mit! Mein Vater hat mir versprochen, daß er mir heute ein Eis kauft..

Ana: Na gut, komm mit!

Gonzalo (Blick auf die Uhr): Ich geh noch mal los! Wir treffen uns im Café.

José: Seid pünktlich zum Essen! Wer weiß, wann wir wieder so köstlich speisen ....
48. Bilder aus Chile. IV. Tageszeit wie Bilder III.
Straße zum Café Sol y Sombra.
Gonzalo und Frau.

Gonzalo kommt die Straße entlang. Schaut auf die Uhr. Bleibt vor einem Portal stehen. Nestelt an seinen Schuhen...

Frau mit großem Blumenstrauß tritt aus dem Haus. Sie rempelt ihn. Er fällt um. Blumen fallen auf´s Pflaster.

Frau: Das tut mir aber leid!
Gonzalo: Mir passiert das immer um diese Zeit.

Frau schaut sich vorsichtig um. Beide sammeln die Blumen auf.

Frau: Cata ist zurück und sie haben Marisol abgeholt...

Gonzalo: Sie sehen doch, es ist nichts passiert

Gonzalo wird übel. Er hastet weiter.





































49. Wiederholung.
Erste Bilder der Sequenz Chile I noch aus der Ferne.












































50. Alpen. Unwetter.

Getöse. Abhang schwemmt weg. Martin kann sich noch gerade an einem Ast halten.

Im Blitz erkennt er Richi auf der gegenüber liegenden Seite. Ebenfalls in Lebensgefahr.


Martin (brüllt so laut er kann): Richi! Halt!!!!





































51. Alpen. Bergwacht. Unwetter

Einsatzleiter am Funk
Maling kommt herein.

Einsatzleiter (über Funk): ...Wie sieht´s aus bei euch?...

Störgeräusche im Funk. Satzfetzen: ...auf der Ostseite versuchen... ... Hang abgerutscht...stecken fest...

Einsatzleiter: Hört sich nich nach Osterspaziergang an! Melde dich, sobald ihr da seid! Hals und Beinbruch!
(zu Maling): Hier! Das ist die Situation. In diesem Gebiet müßte ihr Sohn sich aufhalten....

Maling: Gibt es dort irgendwo einen Platz, an dem er sicher wäre?

Einsatzleiter: Sicher ist nur, das wir alles tun, um ihn da rauszuholen.
Da steht der Kaffee. Ich muß rüber. Die Hubschrauber vom Bundesgrenzschutz sind auf dem Weg

Maling: Ich komme mit!
























52. Alpen. Abhang. Unwetter
Richi, verregnete Brille, tastet um sich. Hält sich an einer Wurzel fest, die bedrohlich locker ist. Bibbert und zittert.

Martin sieht keine andere Chance, als zu springen. Nutzt einen Blitz aus, springt, rutscht ab. Brüllt vor Schmerz. Fuß ist zwischen Steinen eingeklemmt. Ca. 4 m unter Richi.

Martin versucht, sich zu befreien. Das Gewitter verzieht sich.

Martin: Richi! Bist du noch da?

Richi: Herr Martin? Sie? Ich kann sie nicht sehen!

Martin kann nicht auftreten. Er kann nicht zu Richi hinauf. Also muß auch Richi springen.

Martin: Paß auf, Richi! Wir beide sind in einer beschissenen Lage. Ich bin der Lahme und kann dich da nicht runterholen. Also mußt du springen!

Richi: Ich hab Angst!

Martin: Hätte ich so auch! Aber wir schließen den Pakt!

Richi: Welchen Pakt?

Martin: Den Vertrauenspakt! Dieses Mal machst du ganz genau, was ich sage, und das nächste Mal bin ich dran! Okay?

Richi: Okay. Aber ich sehe nichts!

Martin: Aber ich. Wie ein Adler! Also! (er hat sich ganz befreit und humpelt zur Stelle genau unter Richi) Also Richi, hier unten ist nichts als Wasser!. Und bei Drei machst du einen Arschbomber! Eins..Zwei..Drei!












53. Alpen. Abhang.

Richi springt. Laut schreiend.
Fällt auf Martin, der vor Schmerzen schreit. Zusammen rollen sie den Abhang herunter.









































54. Chile. Mittag.
Santiago de Chile. Flughafen.
Warteraum.
Cata wartet auf den Flug nach Deutschland.
Sichtlich nervös und flattrig, raucht eine Zigarette nach der anderen.


Ansage: Last call for passengers booked to Buenos Aires...

Stewardeß: Ab hier ist das Rauchen leider verboten!

Raul: Klar. Entschuldigung.

Stewardeß: Guten Flug!
































55. Alpen. Unterer Abhang. Abend.
Rettungshubschrauber kreist.
Martin humpelt.
Richi humpelt, winkt und schreit.

Richi: Hier sind wir!!!

Hubschrauberpilot an Einsatzzentrale:

...zwei Personen.. am Westhang....




































55. Alpen. Bergwacht. Abend.
Station.
Einsatzleiter und Maling.
Helle Freude und Aufregung

Einsatzleiter am Funk: ..Gott sei Dank!

Maling: Kann ich meinen Sohn sprechen?....

Einsatzleiter: Wir wissen jetzt, wo sie sind. Hier. Genau da humpeln die Zwei herum! Müssen ein Mordsglück gehabt haben. Der Hubschrauber fliegt sie direkt in die Klinik. Sie machen sich am besten auf den Weg.

Maling: Meine Frau und ich bedanken uns. (stellt einen Scheck aus) Für die neue Funkanlage! (geht)

Einsatzleiter: Hubschrauber wäre auch nicht schlecht!

Maling: Mal sehen, ob sich da was machen läßt!



























56. Flugzeug. Nacht.
Passagier neben Cata steht auf. Legt den Talmud auf den Sitz.
Cata. Passagier.


Cata: Darf ich?

Passagier: Gerne!

Catas schlägt das Buch auf. Zufällig.

Cata: Haftung der Urteilsvollstrecker...

Kamera auf Text. Katas Stimme immer leiser werdend.

... hat er ihm einen einzigen Geißelhieb zuviel gegeben, so daß er daran stirbt, siehe, so wird dieser deshalb verbannt. Kommt denn dieses Versehen hier nicht dem Mutwillen nahe? Es hätte ihm doch in den Sinn kommen sollen, daß Menschen an einem einzigen Hieb sterben können...

Kamera auf Cata. Vollkommen starr. Ihre Narben von den Folterungen. Stumme Tränen.
Passagier kommt zurück. Sieht Cata. Berührt sie sanft und ruhig, hält sie fest im Arm, als sie in Tränen ausbricht.






















57. Internat. Nacht.
Wohnung von Bootzen.
Telefonat.
Bootzen mit Jäckle

(Zwischen Eifersucht und Pflicht, versucht herauszufinden, wie Jäckle zu Martin steht)

Bootzen: Ich dachte, sie sollten es als erste wissen!... Natürlich, Frau Jäckle. Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Herr Martin wird wohl ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben müssen. In München, glaube ich. Ach, was ich noch fragen wollte...Soll ich ihnen eine Vertretung schicken? Herr Jagitsch kann ihnen zur Hand gehen und sie könnten sich einen Tag ausruhen. Einverstanden. Grüße an die Schüler und Gute Nacht.

































58. München. Nacht.
Klinik.
Richi und Martin im Zimmer.
Martin. Richi. Otto Maling. Monika Maling.


Martin im Bett. Ein Bein und einen Unterarm in Gips. Richi einen Arm in Gips, Fuß bandagiert, humpelt aus dem Bad zurück.

Martin: Na, Kumpel, geht´s?

Richi: Wenn der Blinde lahmt, ist Ruhe im Palast. Oder wie war das?

Maling und seine Frau kommen wieder herein.

Otto Maling: Morgen können wir dich mitnehmen. Ein paar Tage länger Ferien sind kein Weltuntergang, mein Junge, oder?

Monika Maling (zu Martin): Kann ich denn nicht irgend etwas für sie tun?

Martin: Doch. Ich hab´s . Ein Schachspiel! Mit Anleitung. Wie schlage ich Bobby Fischer in einer Woche.

Monika Maling: Geht in Ordnung. Ab morgen werden sie Schachweltmeister! (zu Richi) Die Mama ist übrigens auch auf dem Weg hierher. Sie hat angerufen.

Richi: Au toll!

Martin (schnappt nach Luft, würgt): Ich glaub ich muß kotzen!

Monika Maling: Wir rufen die Schwester! (zu Richi) Bis Morgen mein Schatz.

Otto Maling (beim Herausgehen): Gute Besserung, ihr Helden!













59. Alpen. Nacht.
Berghütte.
Zimmer von Flo.
Zecke und Flo.

Flo mit verheultem Gesicht.

Zecke: Geht´s wieder?

Flo: Ich glaub ich kann jetzt schlafen.

Zecke: Bis morgen dann!

Flo: Und danke. War cool von dir.

Zecke: Vergiß es! Gute Nacht!

Zecke an der Tür.

Flo: Zecke?

Zecke: Was is?

Flo: Glaubst du auch, das die Jacke in den Panther verliebt ist?

Zecke: Dann wissen wir ja, wer als nächster abstürzt!

Flo: Ha ha!


















60. München. Nacht.
Krankenhaus.
Zimmer von Martin und Richi.

Beide liegen wach.


Richi: Kann ich sie was fragen?

Martin: Wegen Cata?

Richi: Ja. Woher kennen sie sie?

Martin: Von früher. Wir waren Freunde.

Richi: Wissen sie etwas von einem Autounfall?

Martin: Einem Autounfall?

Richi: Ich versteh das nicht. Sie hat mir das Foto gegeben. Ich soll es aufheben, sagt sie. Ihre Freunde sind da drauf sind. Sie sind tot. Ihretwegen. Aber sie sagt nie, wie das passiert ist! Ich weiß nicht einmal, wer die Leute sind! Ich kann sie auch nicht fragen!

Martin: Warum nicht?

Richi: Sie guckt dann so, als ob sie sterben müßte!!! (schluchzt)

Martin (unter Tränen): Hör auf zu heulen!


















61. München. Nachmittag.
Krankenhaus.
Flur zum Zimmer von Martin.

Malings, beladen mit Geschenken. Cata, wie eine Tote, an der Hand von Richi

Richi (ungeduldig): Da ist sein Zimmer!

Monika Maling: Wartet einen Augenblick! Ich schaue nach, ob er schläft!

Monika Maling geht alleine ins Zimmer.



































62. München. Nachmittag.
Krankenhaus.
Zimmer von Martin.

Monika Maling (legt die Geschenke ab): Cata ist draußen.

Martin: Alleine?

Monika Maling: Nein. Richi ist auch da. Cata ist meine Schwester.


Bilder in Martins Kopf.
Richi am Abhang.
Martins Worte... und das nächste Mal bin ich draaaan! Gerufen, wie von jemandem, der in der Abgrund fällt

Martin: Sagen sie ihr, ich bin soweit.





























63. München. Nachmittag.
Krankenhaus.
Flur vor Martins Zimmer.

Otto Maling, Richi und Cata warten ...

Monika Maling kommt aus Martins Zimmer. Sie nickt Cata zu.
Richi will mitgehen.

Monika: Warte noch. Sie haben sich lange nicht gesehen.

Cata, nicht ansprechbar, öffnet die Tür.


































64. Alpen. Nachmittag.
Berghütte.
Jäckle mit leichtem Gepäck.
Jäckle. Checker.

Nur die Beiden.

Jäckle: Ihr werdet den Laden schon schmeißen! Übermorgen bin ich zurück. (im Weggehen) Sag Herrn Jagitsch, wenn er zurückkommt, daß ich mich morgen früh bei ihm melde...

Checker: Alles klar, Chefin! (zu sich selber)... Chefin!?.. (lachend)..das gibt´s doch nicht! Das darf doch nicht wahr sein!.

































65. München. Nachmittag.
Krankenhaus.
Flur vor Martins Zimmer.

Malings und Richi kommen aus Martins Zimmer.
Cata zögert noch in der Türschwelle.. Alle sehr bewegt.








































66. München. Nachmittag.
Krankenhaus.
Martins Zimmer.
Martin und Cata.

Cata in der Tür. Zögernd. Mit dem Rücken zu ihr Martin vor dem offenen Fenster. Er zerreißt das Foto, wirft es heraus und schaut den Schnipseln nach. Langsam dreht er sich um und sieht Cata.

Cata: Danke.

Cata geht und läßt die Tür offen stehen.


































67. München. Nacht.
Krankenhaus.
Martin in seinem Zimmer.
Martin. Nachtschwester.

Martins Bett zerwühlt. Er trinkt die zweite Flasche Rotwein und versucht, die Schachfiguren richtig aufzustellen. Gelingt ihm nicht. Er schleudert das Brett mit den Figuren gegen die Wand...

Martin: Scheiße!

Nachtschwester: Haben sie gerufen?

Martin: Raus!
































68. München. Früher Morgen.
Studentenwohnung.
Jäckle.


Jäckle bereitet das Frühstück. Auf dem Tisch ein wunderschöner Strauß Feldblumen und eine Karte.

Jäckle (liest die Karte):
Liebe Dana, schade, daß wir nicht zusammen frühstücken können, aber die Pflicht ruft. Motorradschlüssel neben der Anlage. Für alle Fälle...
Stefan.
Stefan, du bist ein Schatz!

Sie zieht sich in Lederklamotten an, holt Helm und Schlüssel und rennt aus dem Haus.































69. München. Früher Morgen.
Vor der Wohnung Stefan.
Jäckle.


Jäckle läßt die schwere Maschine an und brummt los.








































70. München. Früher Morgen.
Taxistand.
Taxifahrer. Jäckle. Stefan über Funk.

Taxifahrer, junger Mann, Zeitung lesend, erkennt das Geräusch und das Motorrad, auf dem Jäckle vorbei donnert.

Taxifahrer: Spinn ich? Stefans Kiste!
Mit quietschenden Reifen setzt er zur Verfolgungsjagd an.
Na warte! Du kommst nicht weit!
Wagen 23 an Zentrale. Übernehme Verfolgung eines gestohlenen Motorrades. Sagt Stefan Bescheid.

Stefan über Funk (nicht viel später): Was ist los McQueen?

Taxifahrer: Ich verfolge deine Maschine!

Stefan: Und? Fährt sie gut?

Taxifahrer: Bärenstark!

Stefan: Meine Schwester!

Taxifahrer mit voller Wucht in die Bremse.

Stefan: Is was?




















71. München. Früher Morgen.
Krankenhaus.
Flur zu Martins Zimmer.
Krankenschwester. Jäckle.


Jäckle: Herr Martin?

Krankenschwester: Da drüben.

Jäckle geht in Martins Zimmer.



































72. München. Morgen.
Krankenhaus.
Flur vor Martins Zimmer.

Tür vom Zimmer geht auf. Kopf von Jäckle erscheint.

Jäckle (flüstert): Die Luft ist rein...

Jetzt erscheinen Martin und Jäckle. Jäckle stützt Martin beim Laufen.

Jäckle: Besser so?

Martin: Ich verstehe immer noch nicht, was sie mit einem Krüppel anfangen wollen!

Sie schleichen sich davon.































73. Umgebung von München. Morgen.
Landstraße.
Jäckle und Martin.

Motorradfahrt.
Jäckle fährt Martin mit Gipsbein und Gipsarm hinten.
Jetzt zum ersten Mal Musik. The Wall. Volle Dröhnung.

Jäckle sieht eine schöne Wiese. Zaun davor. Macht ihm Zeichen. Er nickt.

Jäckle (schreit): Festhalten!!
und springt mit der Maschine über den Zaun.


































74. Umgebung von München. Morgen.
Wiese. Graben.
Jäckle und Martin


Das Motorrad, in der Mitte durchgebrochen, hängt im Graben. Jäckle und Martin daneben. Einer links. Einer rechts. Martins Gips ist gebrochen. Beide ein wenig benommen.

Martin: Und ?

Jäckle (robbt zu ihm rüber): Ich will nur wissen...

Martin: Aua. Vorsicht!

Jäckle: ..ob deine Augen so türkis sind wie der Little Colorado...






























75. Internat. Nachmittag.
Wohnung von Martin.
Martin. Jäckle. Zecke.

Es klopft. Jäckle, mit einem Gipsbein, zur Tür.


Jäckle: Hallo Zecke.

Martin (von drinnen): Zecke, komm rein!

Zecke folgt Jäckle ins Wohnzimmer. Martin sitzt mit zwei eingegipsten Beinen da. Vor ihm eine Partie Schach.

Zecke: Ich soll das abgeben. Von Richis Mutter.
(Gibt Martin einen Strauß Blumen und ein Päckchen)

Martin: Ist Richi zurück?

Zecke: Die sind noch essen gegangen. Ja, also dann...

Jäckle begleitet ihn zur Tür. Tür fällt zu.
Von drinnen dumpfe Geräusche.

Martins Stimme: Schnittblumen!

Jäckle humpelt zurück.

Martins Stimme, abwertend: Päckchen!

Jäckle kommt ins Zimmer Martin liegt auf dem Teppich wie ein Toter.
Bedeckt mit Schnittblumen, ein Gipsbein hoch. An der großen Zehe wedelt ein Seidenschal.










Painting ©reated by Gregg Simpson